Wie Sie die Saunaangst besiegen. Nackt, nein danke.

Nackt? Nein danke!

Viele Menschen haben Angst in der Sauna.

Das Gefühl, nackt und damit hilflos in einer engen – und heißen – Kabine zu sitzen löst in ihnen Unbehagen aus. Wir geben Ihnen Tipps, wie man damit umgeht und Spaß am Saunen findet.

Wenn sich die Schweißperlen in der Armbeuge sammeln, das Herz kräftig pocht, das Atmen immer schwerer fällt, wandert der Blick sehnsuchtsvoll von der Saunauhr in Richtung Tür. Ja, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, vorsichtig aufzustehen – bloß nicht zu schnell – die breiten Holzbänke behutsam hinunterzusteigen, nebenbei möglichst lässig das Handtuch um Hüfte oder Körper zu wickeln – man weiß ja nie, wer gerade schaut – und die Saunatür nach außen zu drücken … Aaah! Kühle, frische Luft empfängt uns und jetzt schnell unter die eiskalte Schwalldusche.

Ist es die Scham, sich nackt zu zeigen?

Was die einen lieben, empfinden andere als Gräuel. „Du, ich fühl mich leicht verschnupft“, oder „Das nächste Mal wirklich gerne, aber leider hab ich heute überhaupt keine Zeit“, lauten die Ausreden von Freunden und Verwandten, die sich mal wieder vor einem Saunabesuch drücken… Doch warum? Ist es die Scham, sich nackt zu zeigen? Haben er oder sie Komplexe wegen des Winterspecks? Verunzieren Orangenhaut die Oberschenkel, Schwangerschaftsstreifen, Blinddarm- oder Kaiserschnittnarben den Bauch? – Vielleicht sind manch unangenehme Gefühle in einer öffentlichen Sauna durchaus normal. Selten kommen sich wildfremde Menschen so nahe – außer vielleicht im Berufsverkehr in der U-Bahn – und dann noch nackt.

Oder liegt es an früheren Saunabesuchen, bei denen Mitsaunierer aufdringlich starrten oder gar mit schwungvollem Handstrich ihren Schweiß so von sich wischten, dass er die Umsitzenden traf? Falls einer oder mehrere dieser Faktoren zutreffen sollten, so sind das eindeutig Argumente, die für den geschützten Rahmen einer Privatsauna sprechen.

Platzangst?

Die ist Ihnen zu klein? Sie bekommen in engen, abgeschlossenen Räumen Beklemmungsgefühle? Sie neigen zu Klaustrophobie, zu deutsch Platzangst? „Eine Angst kommt selten allein“, weiß der Psychologe und Psychotherapeut Rudolf Krefting aus Hagen, der viele Patienten hat, die abgeschlossene Räume wie Aufzüge, Skiliftgondeln und Flugzeuge teilweise schon seit Jahren oder Jahrzehnten meiden. „Natürlich gibt es Menschen, die eine persönliche oder gar erbliche Veranlagung haben, Ängste zu entwickeln“, sagt Krefting. Doch oft hängt die Entwicklung von Ängsten gar nicht von der jeweiligen Situation ab – also etwa dem Saunabesuch –, sondern davon, in welcher Verfassung sich ein Mensch gerade befindet, ob er sehr erschöpft oder erheblichem Stress ausgesetzt ist, sei es durch berufliche Veränderungen oder Probleme in der Partnerschaft. „Solche Faktoren führen dazu, dass Menschen eine höhere Angstbereitschaft an den Tag legen und plötzlich klaustrophobisch werden“, erklärt der Psychologe Krefting.

„Wenn jemand sagt, ich bin früher immer gerne regelmäßig in die Sauna gegangen, und nach irgendeinem Erlebnis, das gar nichts mit der Sauna zu tun haben muss, die Sauna meidet“, erläutert Rudolf Krefting, „wäre die professionelle Hilfe eines Psychotherapeuten, der Verhaltenstherapie praktiziert, hilfreich.“

Doch keine Sorge, nicht jeder Saunamuffel ist ein Fall für die Couch. Oft sind es Kleinigkeiten, die das Sicherheitsgefühl und Wohlbefinden in der Schwitzkammer enorm steigern können und damit die Entspannung – um die es ja eigentlich geht: Falls Ihnen in der Finnischen Sauna das Schwitzen bei trockener Hitze Probleme bereitet, probieren Sie doch mal ein Dampfbad. Da liegen die Temperaturen mit durchschnittlich 45 bis 50 Grad Celsius wesentlich niedriger und dank der hohen Luftfeuchtigkeit von etwa hundert Prozent fällt zudem das Atmen leichter. Wer zu Unruhe oder Panik neigt, kann beispielsweise auch seinen Puls fühlen und sich so selbst beruhigen. Denn der Pulsschlag ist in der Sauna nicht wesentlich erhöht.

Wenn Sie, Ihr Partner oder einer der Familienmitglieder zu den Menschen gehörten, die sich in geschlossenen Räumen schnell eingesperrt fühlen, wählen Sie am besten eine Sauna mit einer Ganzglastür. Das bietet den Vorteil, dass die Saunabesucher hinausschauen können und sich nicht so schnell eingeengt fühlen. Manche Menschen gehen äußerst ungern in den Keller – vielleicht, weil sie als Kind einmal dort eingesperrt waren. Installieren Sie Ihre Heimsauna dann besser im Erdgeschoss oder kaufen Sie eine Gartensauna, sodass man bei Bedarf schnell ins Freie gelangt. Viele Privatsaunen besitzen zudem Fenster, die den Blick nach draußen gewähren.

Manche Menschen steigern sich in Angstphantasien, die dazu führen, dass sie sich schlecht fühlen. Wer also schon vor dem Saunabesuch denkt: Da wird es mir sicherlich nicht gut gehen, oder sich beim Saunieren alle möglichen gruseligen Krimiszenen vorstellt, in denen Menschen in der Sauna eingesperrt werden, verstärkt seine Nervosität.

Viele Privatsaunen schalten sich automatisch nach zwei bis vier Stunden Betriebsdauer ab. Für ängstliche Menschen kann es sinnvoll sein, sich bei den Herstellern genau über alle Sicherheitsvorkehrungen zu erkundigen. „Das ist eine gute Methode, Ängste abzubauen, indem Phantasien durch Wissen ersetzt werden“, sagt Rudolf Krefting. Die Lösung des Saunamuffel-Problems liegt also auf der Hand: Statt in einer überfüllten öffentlichen Sauna, eingequetscht zwischen verschwitzten fremden Körpern zu leiden, genießen Sie doch lieber die gemütliche Atmosphäre der individuell nach Ihren Wünschen gestalteten Privatsauna – etwa mit Fenstern zum Garten, wohl riechendem Aufguss und in der Gesellschaft von Freunden. Denn wer sich in der Sauna sicher und unbeschwert fühlt, entspannt leichter und wer entspannt ist, hat mehr vom Leben.


So besiegen Sie Sauna-Angst:

Musik hören: Hören Sie in der Sauna Medi­tations- oder Entspannungs­musik. Das be­ruhigt und entspannt.

Am Ausgang sitzen: Setzen Sie sich in der Sauna in die Nähe der Tür oder so, dass Sie hinau­sschauen
können.

Wissen sammeln: Informieren Sie sich über die Abläufe in der Sau­na. Wer sich an die Saunaregeln hält und nicht überlastet, fühlt sich körperlich besser und hat mehr Spaß in der Sauna.

Düfte verwenden: Verwenden Sie für den Aufguss wohl riechende ätherische Öle, die beruhigen und entspannen wie etwa Neroli, Basilikum, Muskatellersalbei, Lavendel, Berga­motte oder Litsea.

Das richtige Timing: Wählen Sie für einen Sauna­besuch einen Tag, an dem Sie sich wohl fühlen und nicht gestresst sind. Bei guter Laune treten Be­klem­mungs­gefühle seltener auf.

Freunde mitnehmen: Gehen Sie nicht allein, sondern in Begleitung eines Freundes in die Sauna. Dann fühlen Sie sich deutlich sicherer und haben jemanden, mit dem Sie sprechen können.

Reden hilft: Sprechen Sie mit Ihrem Partner oder Freunden über Ihre Ängste, Bedenken und Gefühle zum The­ma Sauna – denn geteilte Sorgen sind bekanntlich halbe Sorgen.

Kontrolle vereinbaren: Falls Sie allein Sau­nieren, verabreden Sie mit einem Freund/Partner eine Art Sicher­heits­system: „Bitte schau alle 15 Mi­nu­ten nach, ob es mir noch gut geht.“ So haben Sie eine Ver­sicherung und fühlen sich besser.

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